Von Online-Plattformen bis hin zu chinesischem Einfluss: Wo stehen deutsche Parteien zum Thema Technologie?

Im Vorfeld der deutschen Bundestagswahl Anfang nächsten Jahres werfen wir einen Blick darauf, was einige der größten Parteien in der Technologiepolitik erreichen wollen.

Nachdem der deutsche sozialdemokratische Bundeskanzler Olaf Scholz letzte Woche eine Misstrauensabstimmung im Parlament verloren hat, werden voraussichtlich am 23. Februar Bundestagswahlen stattfinden.

Da die Parteiprogramme im nächsten Monat von ihren Mitgliedern genehmigt werden sollen, hat The European Circle bereits einige Textentwürfe der Hauptakteure und Spitzenreiter der Umfrage geprüft.

Hier stehen die deutschen Parteien zur Technologiepolitik, darunter künstliche Intelligenz, Plattformregeln und Digitalisierung.

CDU: Digitalministerium

Die Mitte-Rechts-CDU, die laut ZDF in den Umfragen mit rund 33 Prozent der Stimmen an der Spitze liegt, fordert ein Ministerium für Digitalisierung, das derzeit dem Verkehrsministerium unterstellt ist.

Die von Friedrich Merz angeführte Partei möchte außerdem, dass die deutsche Industrie KI und Cloud-Anwendungen breiter nutzt.

Allerdings heißt es in dem bereits am 17. Dezember verkündeten Programm: „Zukunftstechnologien brauchen Freiheit, der Staat aber klare Verantwortlichkeiten.“ Dazu bedarf es laut CDU eines Bundesdigitalministeriums.

Darüber hinaus muss ein digitales Konto für den Behördenverkehr den Bürgern das Leben erleichtern, ähnlich wie es auf EU-Ebene mit dem Digital Identity Wallet geschehen ist.

SPD: Unabhängigkeit von den USA und China

Die Mitte-Links-SDP des scheidenden Bundeskanzlers Scholz, die in den Umfragen mit rund 15 % auf dem dritten Platz liegt, sagte, dass die Regulierung digitaler Plattformen und künstlicher Intelligenz „sicherstellen wird, dass Schöpfung und Technologie gleichberechtigt sind und dass es faire Vergütungsregeln gibt“.

„Um eine größere Unabhängigkeit von chinesischen und amerikanischen Plattformen zu erreichen, werden wir prüfen, inwieweit Alternativen wie europäische Kulturproduzenten geschaffen und gefördert werden können“, heißt es in dem Programmentwurf, der Anfang Januar von der Partei genehmigt werden soll.

Dies spiegelt die Forderungen Brüssels nach größerer Unabhängigkeit von anderen Regionen der Welt wider. Henna Virkkunen aus Finnland ist in der neuen Europäischen Kommission, die am 1. Dezember ihr Amt angetreten hat, für Technologiesouveränität, Sicherheit und Demokratie zuständig.

Darüber hinaus hieß es in dem Text auch, dass die für die SPD hohe Digitalisierung der deutschen öffentlichen Verwaltung schneller voranschreiten müsse.

Grüne: KI zur Entlastung

Die Grünen, die in den Umfragen derzeit bei 14 Prozent liegen, sagen, dass durch Modernisierung und Automatisierung, einschließlich des Einsatzes von KI, Verwaltungsabläufe entlastet und die Größe der Bundesministerienverwaltung verringert werden könne.

„Dies ist in Zeiten von Fachkräftemangel und offenen Stellen dringend erforderlich“, heißt es im Programm der Partei.

Die Partei warnt davor, dass Deutschland aufgrund fragmentierter Zuständigkeiten und mangelnder Ressourcenbündelung bei der Digitalisierung im Rückstand sei. Es braucht einen fokussierteren Ansatz für den Ausbau seiner digitalen Infrastruktur, die Entwicklung einer europäischen und internationalen Digitalpolitik und die Entwicklung einer Open-Source-Strategie.

„Der Schlüssel zur Beschleunigung der Digitalisierung Deutschlands liegt in der Überwindung der Grenzen der unterschiedlichen IT-Systeme von Unternehmen, Behörden und Forschungseinrichtungen durch Interoperabilität“, heißt es in dem Text.

Brüssel warnte im Juli, dass Deutschland bei der Erreichung einiger Konnektivitätsziele der EU im Rückstand sei, insbesondere im Zusammenhang mit der Digitalisierung öffentlicher Dienste und Hochgeschwindigkeitsbreitbandverbindungen.

AfD: Die Online-Plattform-Regeln der EU umkehren

Die rechtsextreme AfD, die derzeit voraussichtlich mit 17 % der Stimmen die zweitgrößte Partei Deutschlands werden wird, sagte, sie lehne es ab, die Verabschiedung des Digital Services Act (DSA) zu unterstützen, einem EU-Regelwerk, das Online-Plattformen transparenter machen soll und gleichzeitig Desinformation eindämmen. Ziel der Partei ist es, die Entscheidung Deutschlands zur Umsetzung des NetzDG-Gesetzes rückgängig zu machen.

„Eine Demokratie braucht kein ‚Ministerium für Wahrheit‘ und muss die Meinungen ihrer Bürger tolerieren – sonst wird sie zu einer Diktatur“, hieß es in ihrem Programm.

Die von Alice Weidel angeführte AfD warnte vor EU-Initiativen wie dem Verhaltenskodex zur Desinformation, die „eingesetzt werden, um legitime Meinungen als Desinformation zu kennzeichnen und zu zensieren“.

„Wir fordern die sofortige Einstellung aller Desinformationskampagnen und die Einstellung jeglicher Finanzierung nichtstaatlicher Akteure, die die freie Meinungsbildung beeinflussen oder zu unterdrücken versuchen.“ Die Finanzierung von NGOs muss offengelegt werden“, heißt es in dem Text weiter.