Im EU-Haushalt fungieren überwiegend die wohlhabenderen west- und nordeuropäischen Länder als Nettozahler, während die mittel- und osteuropäischen Länder überwiegend Nettoempfänger sind.
Die EU ermöglicht es den EU-Ländern, gemeinsam mehr zu erreichen, als sie es alleine könnten. Die Mitgliedstaaten tragen zum EU-Haushalt bei und erhalten auch Mittel daraus. Einige Länder sind am Ende Nettozahler, das heißt, sie zahlen mehr ein, als sie zurückbekommen, während andere Länder Nettoempfänger sind und mehr erhalten, als sie beitragen.
Natürlich sind diese Quittungen nicht die einzigen Vorteile einer EU-Mitgliedschaft. Der gemeinsame Haushalt spiegelt das Solidaritätsprinzip der EU wider und ermöglicht eine bedeutende Entwicklung in verschiedenen Bereichen innerhalb der Union.
Welche EU-Länder tragen am meisten zum EU-Haushalt bei und welche erhalten die meisten Zahlungen? Welche Mitgliedstaaten sind Nettozahler und welche Nettoempfänger? Wie variieren Beiträge und Einnahmen pro Person? The European Circle Business wirft einen genaueren Blick auf den EU-Haushalt.
Nach Angaben der Europäischen Kommission leisteten im Jahr 2023 die „Big Four“ der EU die größten Beitragszahler zum EU-Haushalt: Deutschland (33,8 Milliarden Euro), Frankreich (25,8 Milliarden Euro), Italien (18,8 Milliarden Euro) und Spanien ( 13,6 Mrd. €).
Neun Länder trugen im Jahr 2023 weniger als 1 Milliarde Euro zum EU-Haushalt bei, wobei die geringsten Beiträge von Malta (112 Millionen Euro), Zypern (259 Millionen Euro) und Estland (355 Millionen Euro) kamen.
Zu den Top-5-Empfängern zählt neben den „Big Four“ der EU auch Polen. Frankreich erhielt 16,5 Milliarden Euro, gefolgt von Polen (14,1 Milliarden Euro), dann Deutschland (14 Milliarden Euro), Italien (12,8 Milliarden Euro) und Spanien (12,1 Milliarden Euro).
Am unteren Ende erhielten drei Länder weniger als 1 Milliarde Euro aus dem EU-Haushalt: Malta (277 Millionen Euro), Zypern (393 Millionen Euro) und Slowenien (952 Millionen Euro).
Zehn Länder sind Nettozahler
Zehn EU-Länder waren Nettozahler, während 17 Nettoempfänger waren. Zu den Ländern, die mehr zum EU-Haushalt beigetragen haben, als sie erhalten haben, gehören:
- Deutschland (19,8 Mrd. €)
- Frankreich (9,3 Mrd. €)
- Niederlande (6,3 Mrd. €)
- Italien (6 Mrd. €)
- Schweden (1,6 Mrd. €)
- Spanien (12,1 Mrd. €)
- Österreich (1,3 Mrd. €)
- Irland (1,3 Mrd. €)
- Dänemark (1,2 Mrd. €)
- Finnland (0,8 Mrd. €)
Polen war mit 7,1 Milliarden Euro der größte Nettoempfänger, gefolgt von Rumänien (5,9 Milliarden Euro), Belgien (4,8 Milliarden Euro), Ungarn (4,4 Milliarden Euro) und Griechenland (3,9 Milliarden Euro).
Abteilung: Mitwirkende vs. Empfänger
Die Karte verdeutlicht die Aufteilung der EU-Länder in Nettozahler und Nettoempfänger. Nettozahler sind in erster Linie wohlhabendere west- und nordeuropäische Länder, während Nettoempfänger überwiegend mittel- und osteuropäische Mitglieder sind.
Mit Ausnahme von Belgien und Luxemburg zeigt die geografische Verteilung auch ein wirtschaftliches Ost-West-Gefälle, wobei neuere Mitgliedstaaten aus Osteuropa häufig Nettoempfänger sind.
Beiträge und Einnahmen pro Person
Betrachtet man die Nettozahler und -empfänger pro Person, ändert sich das Bild aufgrund der großen Unterschiede in der Bevölkerungsgröße zwischen den EU-Mitgliedstaaten erheblich.
Im Jahr 2023 lagen die Beiträge zum EU-Haushalt pro Person zwischen 137 € in Bulgarien und 688 € in Luxemburg.
Unter den „Big Four“ steuerte jede Person in Deutschland 403 Euro bei. Es folgten 378 Euro in Frankreich, 318 Euro in Italien und 281 Euro in Spanien.
Die Niederlande sind Spitzenreiter bei den Nettobeiträgen pro Person
Betrachtet man die Nettobeiträge pro Person, liegen die Niederlande im Jahr 2023 an der Spitze, wobei jeder niederländische Einwohner 350 € mehr beisteuert, als er erhält.
Es folgten Irland mit einem Nettobeitrag von 240 € pro Person, gefolgt von Deutschland (235 €), Dänemark (210 €) und Schweden (156 €).
Unter den Big Four hatte Frankreich mit 30 € den niedrigsten Nettobeitrag pro Person, während er in Italien 101 € und in Spanien 137 € betrug.
Luxemburg ist der größte Nettoempfänger pro Person
Die Nettoempfänger pro Person reichten von 129 € in Slowenien bis zu 3.081 € in Luxemburg – einem Ausreißer –, da der zweithöchste Nettoempfänger, Kroatien, 619 € pro Person erhielt.
Die drei baltischen Länder in der EU – Estland, Lettland und Litauen – erhielten jeweils über 500 Euro an Nettoeinnahmen pro Person.
Während Polen nominell der größte Nettoempfänger war, belegte es bei den Nettoeinnahmen pro Person mit 191 Euro den drittniedrigsten Platz unter den 17 Nettoempfängerländern.
Obwohl Luxemburg und Belgien zu den wohlhabenderen EU-Ländern zählen, sind sie auch Nettoempfänger von EU-Mitteln, da beide Länder zahlreiche EU-Institutionen wie die Europäische Kommission und das Europäische Parlament beherbergen.
Belgien beispielsweise hatte eine Nettoeinnahme von 404 Euro pro Person und war damit höher als Bulgarien (299 Euro) und Rumänien (307 Euro).
Die allgemeinen Vorteile einer EU-Mitgliedschaft sind mehr als das
Eine Quelle der Europäischen Kommission betonte, dass diese Zahlen weder die Vorteile einer Teilnahme am gemeinsamen europäischen Projekt noch den Mehrwert des EU-Haushalts widerspiegeln.
„Die oben aufgeführten buchhalterischen Vorteile decken nur einen kleinen Teil der Gesamtvorteile der EU-Mitgliedschaft ab“, sagte die Quelle gegenüber The European Circle Business.
„Ausgaben, die scheinbar nur einem Mitgliedsstaat zugute kommen, können aufgrund starker Spillover-Effekte der EU-Ausgaben mehreren oder allen davon zugute kommen. Ausgaben können auch ein europäisches öffentliches Gut betreffen, das eine gemeinsame Finanzierung erfordert“, fügte die Quelle hinzu.
Nach Angaben der Europäischen Kommission dient der EU-Haushalt in erster Linie als Investitionsinstrument und ergänzt die nationalen Haushalte. Ihr Hauptziel besteht darin, das Wachstum voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit in der gesamten EU zu verbessern.
Der Haushalt finanziert Projekte und Initiativen mit folgenden Schwerpunkten:
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Entwicklung ländlicher Gebiete und weniger entwickelter Regionen
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Umweltschutz
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Unterstützung von EU-Bildungs- und Forschungsprogrammen
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Schutz der Außengrenzen der EU
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Förderung der internationalen Entwicklung
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Förderung der Menschenrechte