KI und Geschlecht: Warum hat künstliche Intelligenz oft weibliche Züge?

Bestimmte Arten von KI, wie etwa digitale Assistenten, weisen häufig sogenannte weibliche Merkmale auf. Warum treffen Programmierer diese Wahl und was sind die Konsequenzen?

Auf die Frage „Hat künstliche Intelligenz ein Geschlecht?“ antwortet ChatGPT einfach: „Ich habe kein Geschlecht und keine persönliche Identität.“

Der interaktive Bot ist nicht in dem Sinne falsch, dass KI in erster Linie eine Folge von Zahlen ist.

Es ist daher nicht in der Lage, die Merkmale dieses oder jenes Geschlechts anzunehmen, wie es der Mensch tut.

Allerdings zeigen mehrere Studien, darunter auch die von Vanessa Nurock, dass digitale Assistenten häufig sogenannte weibliche Merkmale aufweisen, angefangen bei ihrer Stimme oder ihrem Vornamen.

Zwei offensichtliche Beispiele sind Alexa und Cortana, die von Amazon und Microsoft entwickelten Sprachassistenten. Wir dürfen auch Apples Siri nicht vergessen, was auf Norwegisch „schöne Frau, die dich zum Sieg führt“ bedeutet.

„Viele Unternehmen wie Google haben ihre digitalen Assistenten eindeutig geschlechtsspezifisch angepasst“, sagt Hilary Bergen, Forscherin an der New School in New York.

Obwohl sich die Dinge seit der Veröffentlichung ihres wissenschaftlichen Artikels „Ich würde erröten, wenn ich könnte“ im Jahr 2016 weiterentwickelt haben, erklärt sie, dass Sprachassistenten „eindeutig weiblichen Sekretärinnen nachempfunden“ seien.

Vertrauen in die KI

Warum sollten Sie der KI vertrauen? Diese Technologie kann ihre Benutzer misstrauisch machen. Um jedoch Vertrauen zu schaffen, ist das Gerät so programmiert, dass es Eigenschaften wie Freundlichkeit, Wohlwollen und Süße nachahmt – Eigenschaften, die im Allgemeinen Frauen zugeschrieben werden.

Das Problem? Dieser Ansatz birgt die Gefahr, dass eine seit langem bestehende Sichtweise von Frauen als Objekten aufrechterhalten wird.

Ein Blick auf die KI und ihr Geschlecht bedeutet, einen Blick auf ihre Schöpfer zu werfen, von denen die überwiegende Mehrheit Männer sind.

Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums sind nur 22 Prozent der KI-Fachkräfte Frauen. Hilary Bergen kommt zu dem Schluss: „KI fungiert als wahrer Spiegel unserer Gesellschaft. Solange wir also unvollkommen sind, wird KI unvollkommen sein.“