Chemnitz beginnt an diesem Wochenende offiziell sein Jahr als Kulturhauptstadt Europas 2025 mit einer großen Eröffnungsfeier, während später in diesem Jahr auch Gorizia und Nova Gorica als Europas erste „grenzenlose“ Kulturhauptstädte Geschichte schreiben werden.
Bereits im Jahr 2020 angekündigt, ist für Chemnitz der lang ersehnte Moment gekommen: Die südostdeutsche Stadt ist nun offiziell Kulturhauptstadt Europas 2025 und startet am Samstag mit einer großen Feier.
Die Stadt erwartet 70.000 bis 100.000 Besucher, die einen Tag voller Kunst, Musik und kultureller Darbietungen auf den Straßen verbringen werden. Dieses Jahr markiert auch den 40. Jahrestag der ECOC-Initiative, was die Party noch ergreifender macht.
Die feierliche Eröffnung findet am berühmten Marx-Denkmal statt, nicht zuletzt deshalb passend, weil die 40 Tonnen schwere Büste, im Volksmund „Nischel“ genannt, seit langem ein Symbol für Chemnitz ist, das zu DDR-Zeiten früher Karl-Marx-Stadt hieß.
Bevor am Abend die Hauptveranstaltung losgeht, können die Besucher Auftritte von Schauspieler Alexander Scheer und Regisseur Andreas Dresen genießen, die gemeinsam mit einer Band spielen; die „Dancing Neighbors“, ein lokales Tanzprojekt für über 60-Jährige; Popsängerin Dilla und der argentinische Bandoneonmusiker Omar Massa. Wenn die Leute Hunger verspüren, können sie den Lebensmittelmarkt „Kitchen of Nations“ besuchen, der laut Veranstalter das vielfältige kulinarische Erbe der Stadt präsentieren wird.
Chemnitz wird auch seine tiefen industriellen Wurzeln hervorheben: Freiwillige ziehen im Rahmen der Aktion „Mitziehen“ eine historische Dampflokomotive durch das Zentrum und symbolisieren damit kollektives Handeln und die industrielle Vergangenheit der Stadt. Der Tag endet mit Partys und Live-Musik in verschiedenen Clubs in der ganzen Stadt.
Die Feierlichkeiten dauern das ganze Jahr über an, wobei das Thema „C the Unseen“ 200 Projekte und 1.000 Veranstaltungen miteinander verbindet.
Die Stadt möchte Kunstliebhaber mit zahlreichen Ausstellungen anlocken, darunter eine große Ausstellung mit Werken des norwegischen Malers Edvard Munch, der sich 1905 in Chemnitz aufhielt. Besucher können die Stadt auch über den „Lila Weg“, einen Wanderweg, erkunden verbindet öffentliche Kunstinstallationen von internationalen Künstlern wie Tony Cragg und James Turrell.
Eine Marathonstrecke wird zur längsten Musikbühne der Welt umgestaltet und vereint alles von klassischen Melodien bis hin zu Hip-Hop und elektronischen Beats. Die Feier der Sportkultur wird mit einer grenzüberschreitenden Radtour zu Ehren des Friedensrennens fortgesetzt, einem historischen Ereignis, das einst die Länder des ehemaligen Ostblocks durchquerte. Weitere Höhepunkte sind eine von James Joyces „Ulysses“ inspirierte Tanzreise und ein wiederbelebtes Kosmos-Festival zur Feier der Demokratie. Unterdessen verwandelt das Begehungen-Festival (übersetzt „Inspektion“) ein ehemaliges Braunkohlebergwerk in eine Galerie für zeitgenössische Kunst.
Allerdings bringen die Feierlichkeiten auch einige Herausforderungen mit sich. Rechte Gruppen haben am Eröffnungstag eine Kundgebung in Chemnitz geplant und damit eine Gegendemonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes ausgelöst, zu der Tausende Teilnehmer erwartet werden, die für Geschlossenheit und gegen Hass eintreten werden.
Die Feierlichkeiten beschränken sich jedoch nicht nur auf Chemnitz. Im Februar werden Gorizia und Nova Gorica, an der Grenze zwischen Italien und Slowenien gelegen, als erste „grenzüberschreitende“ Kulturhauptstadt Europas Geschichte schreiben.