Deutschland trauert um die Tragödie auf dem Weihnachtsmarkt, als es zu massiven Sicherheitsmängeln im Fall eines saudischen Arztes kommt

Einen Tag nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg sind weitere Details zum mutmaßlichen Tatverdächtigen bekannt geworden. Berichten zufolge hat Saudi-Arabien Deutschland mehrfach vor dem mutmaßlichen Angreifer gewarnt.

Etwas mehr als 24 Stunden nachdem ein Mann mit einem Auto in eine Menschenmenge auf einem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren ist, sind weitere Details über den Angriff und den Tatverdächtigen bekannt geworden. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben, darunter ein neunjähriges Kind, und über 200 wurden verletzt. Nach Angaben von Bundeskanzler Olaf Scholz befinden sich mehrere Verletzte in einem kritischen Zustand.

Die Polizei hat bestätigt, dass der Verdächtige am Tatort festgenommen wurde. Seitdem sind weitere Informationen über ihn aufgetaucht. Bei dem mutmaßlichen Angreifer handelt es sich um einen 50-jährigen Mann aus Saudi-Arabien, der 2006 als Flüchtling nach Deutschland kam. Ein Jahrzehnt später wurde ihm Asyl gewährt. Der Verdächtige, Taleb A., ein praktizierender Psychiater und Psychotherapeut, zeigte auf seinem Social-Media-Profil auf X, früher bekannt als Twitter, offen Anzeichen von Gewalt und Extremismus. In seinen Beiträgen behauptete er, Angela Merkels „kriminelles Geheimprojekt“ bestehe darin, Europa zu islamisieren, und beklagte die Abschaffung der Todesstrafe in Deutschland. In einem englischsprachigen Beitrag schrieb er: „Aber wenn die Todesstrafe wieder eingeführt wird, hat sie es verdient, getötet zu werden.“

Taleb A. war den deutschen Behörden schon seit Jahren bekannt

Im Jahr 2013 wurde er vom Landgericht Rostock wegen „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Gewalt“ zu einer Geldstrafe von umgerechnet 90 Tagessätzen verurteilt. Darüber hinaus soll Saudi-Arabien nach Angaben deutscher Nachrichtenagenturen drei Warnungen an Deutschland wegen seiner extremistischen Ansichten ausgesprochen haben. Der Spiegel berichtete jedoch, dass die Konkretisierung dieser Warnungen weiterhin unklar sei.

Vor einem Jahr plante die deutsche Polizei, Taleb A. eine „Gefährderansprache“ auszustellen – eine Warnung, die sich an Personen richtet, die als potenzielle Bedrohung gelten. Diese Maßnahme, die darauf abzielte, Einzelpersonen darauf aufmerksam zu machen, dass sie überwacht werden, und von kriminellen Aktivitäten abzuschrecken, wurde letztendlich nicht durchgeführt. Die Gründe hierfür seien noch unklar, sagte Tom-Oliver Langhans, Direktor der Magdeburger Polizei, auf einer Pressekonferenz nach dem Anschlag.

Staatsanwalt Horst Walter Nopens führte das Motiv des Verdächtigen auf „Unzufriedenheit mit der Behandlung saudischer Flüchtlinge“ zurück. „Hintergrund könnte nach derzeitigem Stand die Unzufriedenheit mit der Behandlung saudi-arabischer Flüchtlinge in Deutschland gewesen sein“, sagte er.

Gedenkgottesdienst 24 Stunden nach dem Anschlag

Genau 24 Stunden nach dem verheerenden Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt läuteten um 19.04 Uhr die Glocken aller Kirchen der Stadt sowie vieler Gotteshäuser im Umland zu Ehren der Opfer im Gleichklang.

Am Magdeburger Dom fand ein Gedenkgottesdienst statt, zu dem Trauernde aus der ganzen Region kamen. An dem Gottesdienst nahmen neben Hunderten weiteren Trauergästen und Politikern auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und Vizekanzler Robert Habeck teil.