Gute Drohnen, schlechte Drohnen: Der anhaltende Kampf um die Aufklärung des deutschen Luftraums

Deutschland wird seinen Polizisten erlauben, Drohnen abzuschießen. Aber könnte die neue Richtlinie eine Gefahr für Luftfahrzeuge darstellen, die lebensrettende Medikamente transportieren?

Drohnensichtungen in Deutschland führten Anfang des Monats zum Stillstand des Münchner Flughafens, was Politiker dazu veranlasste, neue Maßnahmen gegen nicht identifizierte Luftfahrzeuge anzukündigen.

Am Mittwoch sagte Innenminister Alexander Dobrindt, das Kabinett des Landes habe einer Reform zugestimmt, die die Schaffung einer eigenen Drohnenabwehreinheit innerhalb der Bundespolizei vorsehe.

Die Polizei ist nun berechtigt, bei Bedarf unbemannte Flugzeuge abzuschießen.

Allerdings sind nicht alle Drohnen gefährlich, viele werden auch für zivile Zwecke eingesetzt, insbesondere in der Logistik und im Gesundheitswesen.

In diesen Sektoren werden Hilfsgüter wie Medikamente, Impfstoffe und Blutproben von einem Krankenhaus zum anderen oder zu einem Labor transportiert.

Im Gespräch mit The European Circle erklärte Norman Koerschulte, Gründer von Morpheus Logistik, Deutschlands einzigem Drohnenlogistikunternehmen, dass ihre Drohnen den herkömmlichen Straßentransport teilweise ersetzt haben.

„Wohin wir fliegen, gibt es keine Alternative mehr“, sagte er und nannte fehlende Taxikapazitäten, Verkehrsstaus und eine starke Belastung der Infrastruktur als Gründe für das Fehlen anderer Transportmöglichkeiten.

Koerschulte sagte, der Vorteil von Drohnen bestehe darin, dass sie die Entfernung zwischen Krankenhäusern und Laboren „superschnell“ zurücklegen und den Verkehr problemlos umgehen könnten.

Nach Angaben des Drohnen-Firmengründers werden pro Flug rund 250 Laborproben transportiert.

Der Anstieg des Drohneneinsatzes für zivile Zwecke zeigt sich am Beispiel des Klinikkonzerns Asklepios, der nach Angaben des NDR zunehmend auf Drohnen für den Transport medizinischer Proben zwischen seinen Standorten setzt.

Seit März fliegen Drohnen regelmäßig die 50 Kilometer lange Strecke zwischen Selent im Kreis Plön und Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein im Norden Deutschlands.

Bisher haben sie rund 100 Transportmissionen und mehrere hundert Testflüge absolviert. Ziel ist es, den Straßenverkehr zu entlasten und einen schnelleren und klimafreundlicheren Transport von Blut- und Laborproben zu ermöglichen.

Können zivile und „feindliche“ Drohnen im selben Luftraum koexistieren?

Genau wie auf der Straße braucht es auch in der Luft klare Regeln.

In Deutschland müssen Drohnen mit einem Gewicht von mehr als 250 Gramm, professionelle Drohnen oder solche, die in sensiblen Gebieten fliegen, ein „digitales Kennzeichen“, die sogenannte EID, tragen.

Auf die EID können nur Behörden und autorisierte Stellen zugreifen, da die Übermittlung von Positionsdaten zur Erstellung von Bewegungsprofilen von Drohnenbetreibern missbraucht werden könnte.

Das Nichtvorzeigen eines EID kann als Ordnungswidrigkeit geahndet werden und mit Geldstrafen bis zu 50.000 Euro geahndet werden. In schweren Fällen wie Gefährdung des Flugverkehrs sind Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren möglich.

Minidrohnen, die ausschließlich zu Freizeitzwecken eingesetzt werden, sind grundsätzlich von der EID-Pflicht ausgenommen. Es bleibt unklar, welche Art von Drohnen an den jüngsten Sichtungen beteiligt waren, da bisher keine geborgen wurden.

Darüber hinaus können Drohnen über das interne Flottenmanagementsystem FLAN überwacht und gesteuert werden.

Manche übermitteln ihre Positionsdaten auch über ADS-B, einen in der Luftfahrt verwendeten Standard, der theoretisch von jedem mit der entsprechenden Ausrüstung empfangen werden kann. Allerdings ist die Zuordnung einer bestimmten Drohne zu ihrem Betreiber nur über offizielle Registrierungsdaten möglich.

Transparenz im unteren Luftraum

„Wir brauchen eine nationale Initiative und klare Sichtbarkeit für den unteren Luftraum“, sagte Koerschulte, der Gründer von Morpheus Logistik, gegenüber The European Circle.

Vom Boden bis zu einer Höhe von etwa 7,5 Kilometern erstreckt sich dieses Gebiet, in dem die meisten konventionellen Flugzeuge, Helikopter und Drohnen operieren.

Morpheus Logistik fordert die vollständige Identifizierung aller Drohnen in diesem Höhenbereich.

Koerschulte hofft, dass es „so transparent wie Flightradar24“ sein wird, und meint damit die Plattform, die es Nutzern ermöglicht, bemannte Flugzeuge in Echtzeit zu verfolgen und zu identifizieren.

„Wir müssten diese Identifizierungspflicht landesweit und schließlich EU-weit einführen“, sagte Koerschulte.

Ein solches System würde es ermöglichen, Drohnen, die für Spionage- oder Sabotagezwecke eingesetzt werden könnten, schnell zu identifizieren.

„Das würde viel Transparenz schaffen und letztendlich dazu beitragen, den Menschen Ängste zu nehmen“, sagte Koerschulte und wies darauf hin, dass jede Technologie „leider sowohl für ‚gute‘ als auch für ‚schlechte‘ Zwecke genutzt werden kann.“

Er hält den Abschuss von Drohnen, wie ihn Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jüngst vorgeschlagen hat, für eine ineffiziente Lösung, auch weil es in Deutschland so viele aktive Drohnenpiloten gibt.

Würde jede Drohnensichtung der Polizei oder anderen Behörden gemeldet, würde dies laut Koerschulte nur zu Verwirrung und Verunsicherung führen.

Stattdessen würde ein System, das die Identifizierung von Herkunft und Typ der Drohne ermöglicht, die dringend benötigte Klarheit in den Himmel bringen, argumentierte er.